10. FRANKFURTER UMWELTPREIS
PREISTRÄGERIN: JENNIFER GATZKE
Datum der Preisverleihung: 19. Nov. 2009
„Naturschutz trifft Hightech“ titelte der Frankfurter UniReport 8/09 die Idee der Anwendung des Geocaching für den Schutz und die Kenntnis der Natur.
Die Biologie-Studentin Jennifer Gatzke entwickelte das innovative Konzept, durch das spielerische Arbeiten mit einem GPS-Gerät das Interesse an der Natur zu fördern. Die Mitspieler, die Cacher, brauchen ein GPS-Gerät oder ein GPS-fähiges Handy. Die mit GPS aufgefundenen Verstecke in der Natur verweisen auf neue Verstecke mit neuen Naturobjekten, die die Teilnehmer erraten müssen oder durch einen Text lernen können, z.B. ein Samen, ein Blatt, ein Stein, Haare eines Fells, eine Vogelfeder usw. Die Studentin hat schon viele Führungen und kleine Workshops für Kinder und Jugendliche durchgeführt. Kenntnis und Schutz der Natur ist ihr Anliegen.
DIE "FRANKFURTER RUNDSCHAU" BERICHTETE AM 20.NOVEMBER 2009:
Die Jagd nach Mäuseknochen
Von JULIA PIASECZNY
Jennifer Gatzke erhält den Frankfurter Umweltpreis für ihr Engagement beim Schatzsuchen. Der Preis der Carl und Irene Scherrer Stiftung wird an junge Frankfurter für ihren besonderen Einsatz für die Umwelt verliehen. Von Julia Piaseczny
So eine Art Schnitzeljagd mit Hightech organisiere Jennifer Gatzke da, meint Claudia von Fersen, Mitglied im Vorstand der Carl und Irene Scherrer Stiftung. Und das nicht nur zum eigenen Vergnügen, sondern vor allem, um anderen die Faszination an der Natur näherzubringen. Mit ihren Ideen und begeistertem Engagement habe sie den Frankfurter Umweltpreis wirklich verdient.
Im Zoologischen Institut der Goethe-Universität durfte Jennifer Gatzke am Donnerstag den den Umweltpreis entgegennehmen. Damit wurde die 21-jährige Biologiestudentin für ihren Engagement in der Umweltpädagogik ausgezeichnet. Der Preis der Stiftung ist mit 1000 Euro dotiert. Seit 1997 wird er an junge Frankfurter für besonderen Einsatz für die Umwelt verliehen.
Ihre Schnitzeljagd heißt im Fachjargon "Geo-caching" und kommt aus Amerika. Bei diesem Schatzsuche-Spiel, das inzwischen Nachahmer auf der ganzen Welt gefunden hat, geht es an die frische Luft. Ausgestattet mit einem GPS folgen die Schatzsucher festen Koordinaten. Diese haben sie zuvor im Internet unter www.geocaching.com nachgeschlagen. An den Zielorten finden sie entweder weitere Hinweise und Koordinaten - oder eben einen Schatz. Zum Beispiel Schleiereulengewölle mit Mäuseknochen. Hübsch.
Ganz fertig sind die Abenteurer dann aber noch nicht. Denn die Mäuseknochen müssen noch, wie in der beiliegenden Aufgabenstellung angegeben, zu einer Maus zusammengesetzt werden. Ist die Aufgabe gelöst, erhalten die Schatzsucher einen Zahlencode. Wieder Koordinaten. Diese tragen sie in das Logbuch ein, das auch in der Schatzkiste liegt, und dokumentieren damit: Wir haben den Schatz zuerst gefunden.
Jennifer Gatzke ist nicht mehr so oft Schatzsucherin. Sie hat die Seiten gewechselt. Um Leute zu animieren, rauszugehen und die Natur kennenzulernen, legt sie inzwischen selbst Fährten. Sie denkt sich Aufgaben aus und schreibt Handlungsanweisungen. Laminiert Blätter und Früchte, konserviert Knochen in Harz. Und versteckt ihre Spuren und Schätze in Feld und Wald.
"Mir ist es ganz wichtig, dass die Leute lernen, ihren Verstand zu gebrauchen", sagt Gatzke, die auch im Naturschutzbund aktiv ist. Um ihre Schätze zu bergen, müssen deshalb zuvor weitere Verstecke gefunden und Aufgaben gelöst werden. Dabei sollen sich die Sucher nur mit Hilfe ihrer Aufgabenstellung vorankämpfen. Kein Internet hilft, kein Wikipedia zur Anatomie der Maus. Da heißt es: Genau hinschauen, nachdenken und ausprobieren. Und das Konzept geht auf. "Es kommen Familien, Rentner und Freunde", erzählt die 21-Jährige. Ihr mache es Spaß zu sehen, wie viele verschiedene Menschen das Geo-caching in die Natur lockt.
Besonders gerne engagiert sich Gatzke für Kinder. Nicht nur, dass sie die Schatzkisten mit besonderen Anleitungen für junge Abenteurer bestückt. Die Studentin organisiert zudem "Batnights" in ihrem Heimatort Niederdorfelden: Mit Grundschülern spielt sie dort die Lebensweise von Fledermäusen nach. So sollen die Kinder einen Eindruck davon bekommen, wie es in der Natur zugeht.
"Leider schützt man oft nur das, was man kennt", sagt Gatzke. Deshalb müssten die Leute ihre Umwelt eben kennenlernen. Also: Ab in den Wald, und das GPS nicht vergessen.
Quelle:
http://www.fr-online.de/rhein-main/umwelt-die-jagd-nach-maeuseknochen