Carl & Irene Scherrer Stiftung

Der "Frankfurter Umweltpreis"
Für die Förderung des sozialen und ökologischen Engagement in der Region Frankfurt am Main

9. FRANKFURTER UMWELTPREIS


PREISTRÄGER: HEINZ KISSLING

Datum der Preisverleihung: 12. Juni 2008

Seit vierzig Jahren schart Herr Kissling Kinder und Jugendliche um sich und vermittelt ihnen die Liebe und das Interesse an der Natur, das ihn selbst erfüllt.
Mit großer Sachkenntnis und dem Schatz seiner Erfahrungen übt er die Kinder in der Wahrnehmung und Kenntnis der Natur und fördert ihre Fantasie beim Gestalten und Basteln, zum Beispiel als ehrenamtlicher Leiter der Jugendgruppe Sielmanns Natur Ranger. Im Stadtwald, nur wenige Schritte vom Vereinshaus des KGV Louisa entfernt, befindet sich die urige Hütte, in der die Jugendlichen basteln können oder sich für die Forscher-Ausflüge in den Wald treffen.

Der Stiftungsvorstand trauert um Herrn Kissling, der im März 2014 verstarb.  www.fr-online.de - Freund der Fledermäuse

2008 heinz kissling

 

 

Die "Frankfurter Rundschau" berichtete am 13. Juni 2008:

Ein echter Naturbursche
Von GEORGE GRODENSKY


Sielmann Natur-Ranger Karl-Heinz Kissling erhält den Frankfurter Umweltpreis.

Karl-Heinz Kissling ist ein echter Naturbursche. Zumindest sieht er so aus: ein freundlicher, braun gebrannter Mann im besten Alter. Niemand würde vermuten, dass er schon 79 Jahre alt ist. "In der Natur zu sein hält jung und gesund", sagt er. Kissling ist aber nicht einfach ein einsamer Waldläufer. Er ist Mitglied im Taunusclub und sitzt im Vorstand von WWF und Nabu.

Vor allem aber nimmt er seit mehr als 40 Jahren Kindergarten- und Grundschulkinder mit ins Freie, um sie in die Geheimnisse der heimischen Flora und Fauna einzuweihen. Unter anderem hat er die Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung gegründet - ein Projekt, das mittlerweile in fast allen Bundesländern zu finden ist. Für sein Wirken hat er am Donnerstag den Frankfurter Umweltpreis der Carl und Irene Scherrer-Stiftung erhalten. Seit zwölf Jahren fördert dies Stiftung sozio-ökologisches Engagement von und für Jugendliche. Kissling ist erst der achte Preisträger. "Wir sind wählerisch", sagt Vorstandsmitglied Heidi Wieduwillt bei dem Festakt auf dem Gelände des Kleingartenvereins Louisa. Wenn sich kein geeigneter Kandidat findet, "dann vergeben wir den Preis nicht".

Der Ort ist gut gewählt. In direkter Nachbarschaft liegt Kisslings geheimnisvoller Waldgarten mit Hütte. Hier tauchen seine Sielmann-Natur-Ranger in die wunderbare Welt von Bäumen, Fledermäusen und Duftpflanzen ein. Hier konkurrieren aber auch Zaunkönig und Düsenjet um die Gunst der Zuhörer. Mit Zivilisationslärm hat Kissling so seine Erfahrungen gemacht. "Fragt man die Kinder heute, was sie hören, antworten sie: Flugzeug, Eisenbahn, Auto." Vögel oder das Rauschen des Windes in den Bäumen entgehe dem Nachwuchs. Außerdem "kennen sie keine einheimischen Pflanzen oder Tiere - dafür aber die Namen aller Fußballer", sagt Kissling amüsiert und traurig zugleich.

Diese Bildungslücken versucht er zu stopfen. Sein Trick: "Über Greifen begreifen." Seine Schützlinge dürfen die Natur mit allen Sinnen erleben: riechen, hören, auch schmecken. "Im Museum ist alles hinter Glas, hier draußen kann man alles anfassen und auseinander nehmen", beschreibt der Ranger, womit er die Aufmerksamkeit der Kinder packen kann.

Die Liebe zu Flora und Fauna hat ihm sein Großvater, ein Gärtner, vermittelt. Der lehrte: "Die Natur ist eine große Einheit. Es gibt weder Unkräuter, noch Ungeziefer. Nur Unmenschen." Kissling hätte sich gerne auch beruflich mit Wald und Wiesen beschäftigt. Nach dem Krieg sei das aber schlecht möglich gewesen. "Die Menschen waren mit anderen Dingen beschäftigt." Statt dessen hat er eine handwerkliche Lehre absolviert und bei Hoechst gearbeitet.

Über das Preisgeld von 1000 Euro freut er sich zwar sehr. Seinem Wunschtraum kommt er damit aber nicht näher: "Eine bezahlte Kraft sollte das übernehmen, was ich seit 40 Jahren ehrenamtlich mache."


Quelle:
www.fr-online.de/rhein-main/karl-heinz-kissling-ein-echter-naturbursche

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